26.05.2020
5 Minuten Lesezeit

„Die IRIS-Zertifizierung ist eine wichtige Basis, um uns ständig weiterzuentwickeln“

Jetzt teilen!

Maria Reisinger ist die Frau fürs Q = Qualitätsmanagement bei Frauscher. Im Interview erläutert sie, warum die IRIS-Zertifizierung nicht nur für Frauscher, sondern auch für unsere Partner und Kunden so wichtig ist. 

Was bedeutet für dich persönlich Qualität?

Maria Reisinger: Qualität ist für mich vor allem eine Bewusstseinshaltung, die man sowohl als Unternehmen als auch persönlich einnehmen kann. Darum ist mir in meiner Arbeit – intern wie auch bei Lieferanten – vor allem die Bewusstseinsbildung sehr wichtig; ergänzt um das Verständnis, warum es unabdingbar ist, gewisse Sachen so zu machen, wie sie festgelegt wurden.


Welchen Stellenwert hat Qualität bei Frauscher?

Maria: Qualität und Sicherheit sind bekanntlich ein „untrennbares Paar“, denn die Basis für ein sicheres Produkt ist Qualität. Das bedeutet, dass Sicherheit auf Basis reproduzierbarer Qualität aufgebaut wird. Besonders in unserer Branche, in der viele sicherheitsrelevante Komponenten betrieben werden, hat daher Qualität einen sehr hohen Stellenwert. Für uns bedeutet Qualität aber weit mehr als nur Vorschriften einzuhalten und damit sichere Produkte und Lösungen anzubieten; wir haben auch Freude dabei, uns stetig zu verbessern. Dazu ist der regelmäßige Austausch mit unseren Kunden unerlässlich. 

 

Wie können Normen und Standards bei deiner Arbeit helfen?

Maria: Normen und Standards für Qualitätsmanagement sind sozusagen das Einmaleins für die Qualität. Darin sind grundsätzliche Regeln definiert, welche Prozesse und Arbeitsweisen man implementieren soll, damit ein stabiles Qualitätslevel erreicht wird. Darüber hinaus helfen diese natürlich auch dabei, Risiken zu minimieren sowie Chancen zu identifizieren und zu ergreifen. So wird z.B. auch sichergestellt, dass Anpassungen im Produktionsprozess nachvollziehbar sind. 


Hat sich der Qualitätsanspruch in der Branche in den vergangenen Jahren verändert?

Maria: Die drei Zertifikate für ein integriertes Managementsystem nach ISO 9001, ISO 14001 und ISO 45001 bilden schon sehr lange die Basis der Zertifizierungslandschaft in der Branche. Mit Einführung der IRIS (International Railway Industry Standard) vor mehr als 10 Jahren wurde ein neuer Standard – und damit auch der erste branchenspezifische Standard für Qualitätsmanagement – in der Bahnindustrie ins Leben gerufen. Wobei der Fokus in den ersten Jahren sehr stark auf die Supply Chain der Fahrzeughersteller gelegt wurde. Die Signaltechnik wurde zu Beginn nicht berücksichtigt. Im Laufe der Jahre kam es aber zu einer Weiterentwicklung, sodass wir dann 2013 erstmalig nach IRIS Rev. 02 zertifiziert wurden.

Der Qualitäts- und Sicherheitsanspruch ist und war in der Eisenbahnbranche sicher immer schon sehr hoch. In der IRIS-Zertifizierung sind die Anforderungen einheitlich definiert, was natürlich sinnvoll ist.

 

Welche Bedeutung hat das IRIS-Zertifikat in der Eisenbahnbranche? 

Maria: Alle Kunden, welche aktiv an der Gestaltung der IRIS bzw. nun ISO/TS 22163 beteiligt sind, verwenden diesen Standard als „Werkzeug“ in der Zusammenarbeit mit uns. Daher ist es für uns wichtig, diese Zertifizierung zu haben. Vorteil ist hier, dass – durch die einheitlichen Anforderungen in der ISO/TS 22163 – die Erwartungen an das Managementsystem für beide Seiten klar sind. Kunden erkennen anhand der IRIS-Zertifizierung, welcher Qualitäts- und Sicherheitsstandard bei uns implementiert ist bzw. nach welchen Kriterien unsere Produkte entwickelt, gefertigt und geprüft werden. Somit wird eine gewisse Transparenz gewährleistet. Darüber hinaus ist die ISO/TS 22163 auch eine gute und wichtige Basis, um uns als Unternehmen ständig weiterzuentwickeln.

as IRIS-Zertifikat zeichnet sich durch seinen internationalen Aspekt aus. Daraus ergeben sich diverse Vorteile für unsere Kunden: So wird aufgrund standardisierter Anforderungen eine gleichbleibende Produktqualität über die gesamte Lieferkette und Ländergrenzen hinweg sichergestellt.

Neben der bereits erwähnten Transparenz ist auch die vereinfachte Zusammenarbeit ein entscheidender Vorteil für unsere Kunden. Der Grund: Dadurch, dass das IRIS-Zertifikat bereits darstellt und bestätigt, wie wir Qualität testen, werden aufwendige und mehrfache Zulassungsaudits durch Systemintegratoren obsolet. Bisherige individuelle Managementsystembewertungen – mitunter durch die vier Gründer (Alstom Transport, Siemens Transportation Systems, Bombardier Transportation und AnsaldoBreda) – sind auch nicht mehr notwendig.

Im UNIFE-Netzwerk treiben wir gemeinsam mit den Gründern und Mitgliedern wichtige Prozesse voran, um den Nutzen für unsere Kunden stetig zu erhöhen. Das Ergebnis ist eine Win-win-Situation für Hersteller, Systemintegratoren und Betreiber: Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit steigen. Und die Prozesse in unserer Zusammenarbeit werden optimiert."
Gerhard Grundnig CSO

Wie schafft es Frauscher, den hohen Qualitätsanspruch in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten und aufrechtzuerhalten? 

Maria: Bei unseren Lieferanten setzen wir auf langjährige Zusammenarbeit und eine sehr umfassende Lieferantenentwicklung. Auch hier ist die Bewusstseinsbildung ein wichtiger Bestandteil. Dabei will ich explizit betonen, dass sich auch jeder einzelne Mitarbeiter unserer Lieferanten der Sicherheitsverantwortung von Frauscher Produkten bewusst ist. Dieses Bewusstsein schaffen wir durch Schulungsmaßnahmen bei Lieferanten, Audits, im Fall von Reklamationen oder auch auf unserem Lieferantentag, welchen wir regelmäßig veranstalten. 

Jeder Lieferant weiß, dass für uns Qualität das wichtigste Kriterium bei der Lieferantenbewertung ist. Wir haben mit dieser Vorgehensweise in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Reklamationsquote und -kosten sind auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Arbeit, welche man in die Lieferantenentwicklung steckt, macht sich also bezahlt.


Ist eine IRIS-Zertifizierung für dich mittlerweile Routine oder kommen besondere Gefühle hoch, wenn wir eine neue Zertifizierung erhalten?

Maria: Natürlich freue ich mich noch, wenn wir eine neue IRIS-Zertifizierung erhalten. Das ist ja die „Belohnung“ und Bestätigung für die gemeinsame Arbeit, die wir über Monate hinweg mit den Abteilungen leisten. Genau so sehr freut es mich aber auch, wenn wir im Zuge von Kundenbesuchen und -audits positive Bewertungen oder Feedback bekommen. Oder auch, wenn wir im Zuge von Lieferantenaudits sehen, dass unsere Vorschläge gut ankommen und sich die Lieferanten mit uns weiterentwickeln. Das bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

/
Jetzt teilen!
Ähnliche Artikel

Artikel