05.08.2020
9 Minuten Lesezeit

Fertigung bei Frauscher am Puls der Zeit

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Produktionsleiter Gerald Buchinger (rechts) mit seinen Kollegen in der Fertigung.

Frauscher hat seine Fertigung in den vergangenen Jahren stetig optimiert, um die Erwartungen des Marktes bestmöglich erfüllen zu können. Im Interview gibt Produktionsleiter Gerald Buchinger Einblicke in wachstumsbedingte Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen hinsichtlich Digitalisierung im Produktionsbereich. 

RSR123

Mitte Februar 2020 habt ihr den Radsensor RSR123 mit der Seriennummer 50.000 fertiggestellt. Das ist doch ein Grund zum Feiern: Wie stolz bist du auf diese Leistung?

Gerald Buchinger: Der RSR123 stellt seit seiner Geburtsstunde sehr hohe Qualitätsansprüche an die Fertigung mit umfangreichen Arbeits- und Prüfschritten. Mit Einführung eines neuen Gerätestandes, welcher einen höheren Automationsgrad in der Produktion ermöglicht sowie größere Bauteil- und Prozesstoleranzen beherrscht, ist uns ein wichtiger Meilenstein gelungen. Neben den bekannten herausragenden Eigenschaften des RSR123 wurde diese Qualitätsverbesserung auch von den Kunden registriert und honoriert – und das schlägt sich in den Verkaufszahlen positiv nieder. Dies ist sicherlich ein Grund zum Feiern und der Lohn harter Arbeit vieler Kollegen vom Customer Service über die Produktion bis hin zu den akribischen Analysen in unseren R&D-Laboren. 

Produktionsmengen RSR123 in den Jahren 2007-2019

Letztes Jahr ist die Produktionszahl dieses Sensors rasant angestiegen. Woran liegt das?

Gerald: Der seit 2007 produzierte RSR123 hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen ist er hochresistent gegenüber elektromagnetischen Störeinflüssen; zum anderen verfügt er über ein steckbares Anschlusskabel. Diese Eigenschaften sind in bestimmten Ländern sehr gefragt. Dadurch ist es uns gelungen, neue Märkte zu erschließen. Während 2018 etwa 6.000 Stück produziert wurden, stieg die Produktionsmenge im Jahr 2019 um über 80 Prozent auf knapp 11.000 Stück an.

Das ist eine beachtliche Entwicklung. Welche Stückzahl erwartet ihr vom RSR123 im Jahr 2020? Wann ist geplant, den 100.000sten RSR123 zu produzieren? 

Gerald: Wir können derzeit täglich bis zu 90 Stück in die Produktion eintakten mit einer Durchlaufzeit von 3,5 Wochen. Unsere Produktionskapazität liegt also bei dieser Sensortype bei über 20.000 jährlich. Wann wir den 100.000sten Sensor produzieren entscheidet die Nachfrage des Marktes. Wie bei all unseren Produkten beobachten wir laufend Trends und setzen rechtzeitig Maßnahmen, um die Kundenwünsche bestmöglich und rasch zu erfüllen. 

RSR180 (oben) und RSR110 (unten)

Neben dem RSR123 hat Frauscher mit dem RSR180 und RSR110 noch andere interessante Sensoren im Portfolio: Was zeichnet diese Sensoren aus?

Gerald: Als ältester Sensor hat der RSR180 bereits in den Anfangsjahren wesentlich zur erfolgreichen Entwicklung unseres Produktportfolios beigetragen. Vor kurzem haben wir auch hier den neuen Gerätestand eingeführt. Geblieben sind die altbekannten Funktionseigenschaften und ein gegenüber Stoßbelastungen noch robusteres Produkt. 
Der dritte Sensor im Bunde, der RSR110, verfügt über eine offene analoge Schnittstelle und kann so sehr präzise Daten übermitteln. Wir bieten ihn als Single Wheel Sensor (RSR110s) und als Double Wheel Sensor (RSR110d) an.

Kannst du uns Einblicke in die Produktionsbereiche bei Frauscher geben? Wie sind diese gegliedert?

Gerald: Wir haben die Produktion in drei Bereiche gegliedert:

  • Sensorfertigung

Im Jahr 2019 haben wir knapp 30.000 Sensoren produziert. Damit unsere Sensoren verschiedensten Belastungen standhalten, führen wir umfassende Funktions- und Temperaturtests durch. Zudem optimieren wir die Durchlaufzeiten durch zusätzliche Aushärteöfen. Neben dem RSR123, RSR180 und RSR110 produzieren wir verschiedene Analogsensoren und noch in diesem Jahr den SENSiS DP.

  • Baugruppenfertigung inklusive Schaltschrankbau

Wir verfügen über eigens entwickelte Prüfmittel, können automatisiert prüfen und im Haus die Baugruppen mit einer Conformal-Coating-Anlage beschichten, um höchsten Schutz gegen widrige Umgebungsbedingungen bieten zu können. In einem angrenzenden Bereich werden Schaltschränke projektspezifisch aufgebaut, verdrahtet, geprüft und auf Wunsch Werksabnahmen durch Kunden durchgeführt.

  • Warehouse Logistic 

Neben einer Vielzahl von innerbetrieblichen Logistiktätigkeiten wird von dem Team auch das Assembling von Radsensor mit Schutzschlauch und Schienenklaue durchgeführt. Weiters sind die Mitarbeiter für Verpackung, Etikettierung und Versand zuständig. Die ergonomischen Montageinseln mit kabellosen Drehmomentschrauber sind für unsere Mitarbeiter nicht mehr wegzudenken. Für den Kunden sind die Vormontage der Sensoren und Einstellung der Schienenklaue auf das bekanntgegebene Schienenprofil von großem Vorteil, weil dadurch die Montagezeit des Sensors am Gleis auf ein Minimum reduziert werden kann.

Was war die größte Herausforderung, der ihr euch in den letzten Jahren stellen musstet?

Gerald: Wir freuen uns sehr, dass wir in den letzten Jahren viele neue Märkte erschließen konnten. Bedingt durch die Dynamik dieser Märkte nimmt aber auch der Material- und Personalbedarf stetig zu. Gleichzeitig besteht der Kundenwunsch nach sehr kurzen Lieferzeiten. Das rasante Wachstum hat uns also vor neue Herausforderungen gestellt, für die wir passende Lösungen finden mussten. Schließlich war und ist es unser Ziel, beste Qualität in kurzer Zeit zu produzieren.

Du hast die wachstumsbedingten Herausforderungen angesprochen. Wie habt ihr es geschafft, die Organisation und Abläufe dahingehend auszurichten? 

Gerald: Um diese Herausforderungen zu bewältigen, haben wir im Jahr 2013 ein für uns völlig neues Produktionskonzept eingeführt, welches sowohl bei Einzelstück- als auch bei Großaufträgen bis heute ausgesprochen gut funktioniert. Fortan haben wir uns auf eine zeitorientierte Beschaffung mit fixen Durchlaufzeiten konzentriert. Hierbei spielen unter anderem der Lean-Gedanke, die Anpassung der Arbeitszeitmodelle und ein strukturierter Produktionsablauf eine große Rolle. Wichtige Ziele waren, die Output-Menge bei gleichbleibenden Ressourcen zu erhöhen und Liefertermine einzuhalten. Dies ist uns sehr gut gelungen. 

Qualität und Wachstum – ist das nicht ein Widerspruch?

Gerald: Für uns ist Qualität und Wachstum kein Widerspruch. Wir sind stolz darauf, unser hohes Qualitätsniveau trotz der stetig steigenden Nachfrage halten zu können. Unser Ziel ist es, dem eigenen Qualitätsanspruch auch in Zukunft gerecht zu werden und uns stetig zu verbessern. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei: Unsere Qualitätssicherungsabteilung unterstützt Produktionsmitarbeiter, sodass eine reproduzierbare Qualität der Produkte gewährleistet ist. Dafür werden tägliche Kontrollen sowie regelmäßig Audits und Zertifizierungen, wie ISO-9001, ISO-14001, ISO-45001 und die IRIS-Zertifizierung, durchgeführt. Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter und Lieferanten erhalten das hohe Qualitätsbewusstsein. Neueste Software hilft uns dabei, die gestiegenen Produktionsmengen zu bewältigen.

iCobot

Automatisierung im Bereich Produktion wird in Zukunft noch wichtiger. Wie seid ihr hier aufgestellt? Kannst du uns Beispiele nennen?

Gerald: Zunächst möchte ich betonen, dass wir unsere Mitarbeiter nicht durch Automatisierung ersetzen wollen. Vielmehr ist das Ziel, sie im Zuge steigender Stückzahlen zu entlasten, indem beispielsweise monotone Tätigkeiten von Robotern, wie unserem Cobot, durchgeführt werden. Dieser ist nach einer mehrwöchigen Anlernphase seit Dezember 2018 im Einsatz. Seine Aufgabe besteht darin, die Sensorgehäuse zu einer Oberflächenbehandlungsanlage zu befördern. 
Zu den weiteren Maßnahmen auf dem Weg hin zu mehr Automatisierung zählt der Ausbau der Vakuumvergusslinien. 

Insgesamt sind wir beim Thema Automatisierung schon gut aufgestellt. Wir haben aber noch viele Ideen und  behalten aktuelle Entwicklungen stets im Blick. Sofern es für unsere Mitarbeiter und unseren Produktionsprozess förderlich und wirtschaftlich ist, testen und implementieren wir diese neuen Ansätze.  

Stationen der Fertigung

Immer in Bewegung: Die Frauscher-Produktion arbeitet nach einem speziell entwickelten Organisationsprinzip, das ein Höchstmaß an Termintreue garantiert.

Signaltechnikkomponenten

Volle Transparenz! Wir testen alle Komponenten mit standardisierten Testgeräten und halten diesen Prozess und die Ergebnisse in unserer eigenen Datenbank fest.

Spulen der Radsensoren

Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt! Die Spulen der Frauscher Radsensoren werden individuell und mit größter Sorgfalt hergestellt. Dies garantiert höchste Qualität und Transparenz.

iCobot

Ein Cobot übernimmt einen kompletten Arbeitsschritt an der Edelkorund-Strahlanlage in der Frauscher-Sensorfertigung. Ist er nicht sympathisch?

Tests unter realen Bedingungen

Vor der Auslieferung werden die fertigen Sensoren unter realen Bedingungen auf ihre Funktionsfähigkeit getestet.

Conformal-Coating-Anlage

Alle Bauteile von Frauscher-Baugruppen werden in einer Datenbank erfasst und dann in einer Conformal-Coating-Anlage mit einer Schutzschicht gegen Staub und Feuchtigkeit beschichtet.

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