04.06.2021
7 Minuten Lesezeit

Frauscher Polen: Erfolgsgeheimnisse aus mehr als 20 Jahren Zusammenarbeit

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Managing Director Andrzej Bartnik sprach mit uns über Frauscher Polen, wo er die Zukunft des Unternehmens sieht und auf welche Erfolge er stolz ist.

Anlässlich des „European Year of Rail“ haben wir Andrzej Bartnik, Managing Director bei Frauscher Polska, Frauschers erster Niederlassung außerhalb Österreichs, interviewt. Er verriet uns, wie die Zusammenarbeit während der globalen Pandemie bisher aussah, was die größten Erfolge von Frauscher Polska sind und welche Pläne er für die Zukunft des Unternehmens hat.

Frauscher Polen ist seit 1998 Teil des globalen Standortnetzes von Frauscher. Das sind mehr als 20 Jahre enger Zusammenarbeit. Wie würden Sie die Arbeit mit Ihren Kollegen in Österreich und auf der ganzen Welt beschreiben? Wie häufig sind Sie in Kontakt?

Andrzej: Unsere Zusammenarbeit könnte nicht besser sein! Frauscher ist wie eine große internationale Familie – aber während der aktuellen Pandemie hat das „in Kontakt Bleiben“ eine ganz neue Bedeutung bekommen. Unsere Kommunikation beschränkte sich auf virtuelle Meetings, und dennoch haben wir uns noch häufiger als früher ausgetauscht und „getroffen“.

In diesem Zusammenhang ist es auch erwähnenswert, wie gut Frauscher als Unternehmen mit diesen plötzlichen Veränderungen umgegangen ist. Als der erste Lockdown angekündigt wurde, mussten auf einmal alle zu Hause bleiben. Der Übergang zur Arbeit aus dem Homeoffice verlief jedoch über alle Standorte hinweg absolut reibungslos. Das beweist, dass Frauscher als innovatives Unternehmen gut darauf vorbereitet war, mit einer Situation umzugehen, die für andere Unternehmen eine große Herausforderung dargestellte.

Trotzdem vermisse ich es sehr, meine Kollegen aus aller Welt zu treffen. Vor der Pandemie hatten wir immer eine Reihe von Meetings, kombiniert mit sozialen Aktivitäten in unserer Zentrale in St. Marienkirchen oder an anderen Standorten. Darüber hinaus trafen sich alle Geschäftsführer drei- bis viermal im Jahr, um die globale Strategie zu besprechen. Ich hoffe sehr, dass diese persönlichen Treffen bald wieder möglich sind. Allerdings werden sie vermutlich seltener stattfinden, und die virtuellen Treffen bleiben uns wohl auch in Zukunft erhalten.

Polen war schon immer ein wichtiger Markt für Frauscher, da der Schienenverkehr einen wesentlichen Teil des gesamten Transportsystems des Landes ausmacht. Außerdem hat Polen in verschiedene Modernisierungsprojekte investiert. Was genau unterscheidet den polnischen Markt von anderen Ländern?

Andrzej: Seit über 20 Jahren ist Polen ein „Achszählerland“. Was ist damit gemeint? Die Ausschreibungsunterlagen für alle Projekte – sowohl für den Bau neuer als auch für die Modernisierung bestehender Strecken – verlangten den Einsatz von Achszählern als einziges erlaubtes Zugerfassungssystem. Das erklärt die langjährige Präsenz von Frauscher in Polen, und warum es ein so wichtiger Markt für uns ist.

Aufgrund seiner geopolitischen Lage spielt Polen auch eine Schlüsselrolle im Ost-West- und Nord-Süd-Kommunikationskorridor, der zu einem großen Teil auf dem Schienenverkehr basiert. Die EU-Fonds unterstützen die Eisenbahnen, und der mehrjährige Finanzrahmen (MFR) 2014–2020 sah das höchste Budget aller Zeiten für die Modernisierung der polnischen Eisenbahnen vor. Auch der aktuelle Rahmen legt wieder einen starken Fokus auf den Schienenverkehr.

Frauscher Polen hat auf die Besonderheiten und Entwicklungen auf dem polnischen Markt mit einer Reihe von maßgeschneiderten Lösungen reagiert. Welche sind das?

Andrzej: Frauscher liefert Achszähler für verschiedene Anwendungen: Stellwerk-, Streckenblock-, Bahnübergangssysteme und mehr. Unsere Kunden können Achszählsysteme verwenden, die über Relais oder eine Software-Schnittstelle Informationen über den Gleisleerstand liefern. Alternativ haben sie auch die Möglichkeit, nur Radsensoren zu verwenden, um ihre eigenen Achszähllösungen zu konstruieren. Dank dieses flexiblen Ansatzes ist Frauscher sehr oft der bevorzugte Anbieter von Achszählern.

Der Frauscher Advanced Counter FAdC ist von der UTK zertifiziert und ab sofort für den polnischen Markt verfügbar.

Mit innovativen Lösungen und marktspezifischen Dienstleistungen hat sich Frauscher Polen einen fixen Platz auf dem polnischen Eisenbahnmarkt erobert. Was sind einige der Erfolge, auf die Sie besonders stolz sind?

Andrzej: Die Geschichte von Frauscher Polen ist eng verwoben mit den Meilensteinen, die Frauscher Österreich gesetzt hat, zum Beispiel die Zertifizierung des Achszählers ACS2000 und des Radsensors RSR180. Weitere Meilensteine waren die Zertifizierung des Radsensors RSR123 sowie die Zertifizierung des Frauscher Advanced Counter FAdC im Jahr 2019. Das sind einige der Erfolge, auf die wir besonders stolz sind.

Worüber wir uns aber am meisten freuen, ist, dass wir unseren Kunden stets die bestmöglichen Lösungen und Produkte liefern. Ihre Zufriedenheit treibt uns an – und wir sind stolz darauf, dass Frauscher zum Synonym für hohe Qualität und Zuverlässigkeit geworden ist.

Im Jahr 2015 wurden erstmals ACS2000 Achszähler entlang der Linie II der Metro Warschau installiert. Was hat sich seitdem getan? Planen Sie, die Position von Frauscher Polska im Metro-Markt weiter zu stärken?

Andrzej: Nach jahrelangem Einsatz von Gleisstromkreisen auf der Linie I war es für die Metro Warschau eine schwierige Entscheidung, das Zugerfassungssystem auf der Linie II auf Achszähler umzustellen. Glücklicherweise haben sich die Betreiber für Frauscher entschieden – und ich bin mir sicher, dass sie es nicht bereuen werden.

Die hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit sowie der geringe Wartungsaufwand der Frauscher-Lösung haben Metro Warschau überzeugt, die Gleisstromkreise auf der Linie I durch Achszähler zu ersetzen. Das Projekt war Teil der Modernisierung der veralteten Signaltechnik. Wir sind stolz darauf, dass Frauscher-Achszähler bald das einzige Zugerkennungssystem sein werden, das von der Metro Warschau eingesetzt wird.

Unsere nächste Herausforderung ist die Einführung des FAdC mit dem Frauscher Safe Ethernet FSE-Protokoll, das die Integration mit bestehenden Signalsystemen noch einfacher machen wird.

Dank Metro Warschau verfügt die Stadt über eine moderne öffentliche Verkehrsinfrastruktur.

Welche anderen Projekte sind derzeit geplant oder in Arbeit? 

Andrzej: Im Moment arbeiten wir an Projekten, in denen der FAdC mit der seriellen Schnittstelle FSE  eingesetzt wird. Diese Schnittstelle bietet unseren Kunden viele Vorteile und macht den Betrieb kostengünstiger.

Frauscher ist seit über 20 Jahren in Polen aktiv. In dieser Zeit wurden viele große Projekte realisiert. Was sind einige der bemerkenswertesten und warum?

Andrzej: Für Frauscher Polen ist jeder einzelne Kunde wertvoll und wichtig – egal, ob er uns mit einem Projekt mit nur zwei Sensoren beauftragt oder mit einem, das 200 Sensoren umfasst. Das macht es schwer, die wichtigsten Projekte hervorzuheben.

Alle neuen Anwendungen waren für uns eine Herausforderung – im positivsten Sinne des Wortes – und damit einprägsam. Um nur einige zu nennen:

  • Installationen auf Hauptstrecken, darunter CMK (Centralna Magistrala Kolejowa)
  • Installationen für die Metro Warschau
  • Straßenbahninstallationen in Krakau
  • Integration mit Stellwerk-, Streckenblock- und Bahnübergangssystemen

Was zeichnet Ihrer Erfahrung nach die Lösungen von Frauscher aus? Warum sollten Bahnbetreiber und Systemintegratoren auf Frauscher vertrauen?

Andrzej: Als Erstes fällt mir die Sicherheit unserer Systeme ein, aber das ist eigentlich offensichtlich und fast nicht erwähnenswert, da alle Signalsysteme Sicherheitsanforderungen auf SIL 4-Niveau erfüllen müssen. Außerdem bieten wir unseren Kunden eine außergewöhnlich hohe Qualität und einen zuverlässigen Betrieb unter allen Umgebungsbedingungen. Flexible Lösungen ermöglichen es unseren Kunden, die Konfiguration einfach und sicher selbst zu ändern oder zu erweitern.

Mit einem Erfahrungsschatz aus Anwendungen in über 100 Ländern und mit bisher mehr als 200.000 installierten Sensoren können wir umfassende Unterstützung in allen Bereichen bieten. Stolz sind wir zudem auf unsere schnelle Reaktionszeit auf gemeldete Probleme sowie die kurze Zeitspanne zwischen Auftragserteilung und Auslieferung.

Darüber hinaus sind uns langfristige Partnerschaften mit unseren Kunden sehr wichtig. Wir vergessen sie garantiert nicht, nachdem die letzte Rechnung bezahlt wurde!

Was sind Ihre Pläne und Ziele für die Zukunft von Frauscher Polska?

Andrzej: Das erste und wichtigste Ziel für Frauscher Polska ist es, die starke Position auf dem polnischen Markt zu halten und langfristig auszubauen. Weitere Ziele sind:

  • die Popularisierung des Frauscher Advanced Counter FAdC, des Frauscher Diagnostic Systems FDS und des Frauscher Safe Ethernets FSE 
  • die umfassende Kenntnis der Herausforderungen von Bahnbetreibern und Systemintegratoren und das Finden individueller Lösungen gemäß ihren Anforderungen
  • die Erweiterung des Teams durch die Schaffung einer Research-&-Development-Abteilung mit Sitz in Kattowitz 

Letzteres liegt mir persönlich besonders am Herzen. Mein Traum ist es, Frauscher in Polen nicht nur zu repräsentieren, sondern auch zur Entwicklung neuer Produkte und Lösungen beizutragen. 

Andrzej Bartnik ist seit September 2018 Managing Director von Frauscher Polska Sp. z o.o.. Er hat einen Master-Abschluss in Elektronik von der Technischen Universität in Gleiwitz, Polen. Mehr als 21 Jahre lang arbeitete er in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Bombardier – vorwiegend im Bereich Achszähler. Von 2012 bis 2018 hatte er dort die Position des Managers inne. Andrzej war zudem Mitglied der CENELEC-Arbeitsgruppe, die sich mit der Erstellung von EU-Normen für Achszähler befasst.

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