03.09.2020
6 Minuten Lesezeit

Stabiles Konzept, flexibles System

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Zuverlässig und präzise: Achszähler überzeugen immer mehr Betreiber und Systemintegratoren. Hauptanwendung ist die Gleisfreimeldung, für die je nach Markt spezifische Kriterien gelten. Der Frauscher Advanced Counter FAdC bietet entsprechend viel Flexibilität.

Die Arbeit des Teams, das bei Frauscher mit der Weiterentwicklung des Frauscher Advanced Counter FAdC betraut ist, gleicht einer Zugfahrt: hohe Berge, weite Steppen, kleine Dörfer, riesige Städte und mehr wechseln einander ab. Die Strecke verläuft mal eingleisig, mal in komplexen Strukturen. Je nachdem, wo der Achszähler des Unternehmens zum Einsatz kommt, können spezifische Anforderungen auftreten. Das Team hinter dem FAdC sammelt daher laufend Inputs und entwickelt basierend auf der hohen Systemflexibilität laufend neue Funktionen. Damit bietet der FAdC eine breite Plattform, mit der auf kunden- und marktspezifische Anforderungen eingegangen werden kann – wie sich anhand einiger Beispiele eindrucksvoll zeigen lässt.

Allzeit bereit: erhöhte Verfügbarkeit

Speziell beim Einsatz des FAdC im Bereich von SIL 4-Anwendungen spielt die Verfügbarkeit eine entscheidende Rolle. Über die Jahre wurden daher neben verschiedenen Redundanzkonzepten auch eigene Funktionen entwickelt, die die Systemverfügbarkeit weiter erhöhen.

Autokorrektur am Gleis:

Die Supervisor Track Section-Funktion, kurz STS, ist ein automatisiertes Fehlerkorrekturverfahren. Je zwei Freimeldeabschnitte werden von einem Supervisor-Abschnitt überlagert. Ein gestörter Freimeldeabschnitt kann dadurch automatisch, ohne manuellen Eingriff grundgestellt werden, wenn der zugehörige Supervisor-Abschnitt frei ist. Auch ein gestörter Supervisor wird grundgestellt, wenn die beiden zugehörigen Freimeldeabschnitte frei sind. 

Zählen, was wirklich zählt: 

Das Prinzip Counting Head Control, kurz CHC, vermeidet Störungsmeldungen durch unabwendbare Einflüsse. Sind die angrenzenden Freimeldeabschnitte frei, wird der Zählpunkt in einen Standby-Modus versetzt. In diesem Ruhezustand kann eine frei konfigurierbare Anzahl an unerwünschten Bedämpfungen unterdrückt werden. Kurzzeitige Beeinflussung generieren keine Stör- bzw. BesetztMeldung; eine Grundstellung ist nicht notwendig. Herannahende Fahrzeuge schalten den Standby-Modus aus, werden sicher detektiert und ausgegeben. 

Der FAdC liefert auch unter speziellen Anforderungen zuverlässig Daten

Track more with less

  • Wahlweise parallele/serielle Schnittstelle
  • Serielles Protokoll Frauscher Safe Ethernet FSE verfügbar
  • Individuelle Protokolle implementierbar
  • Flexible Architekturen möglich

Sonderlösung: Push Trolley-Algorithmus

Counting Head Control CHC: Aktive Zählpunkte an befahrenen Abschnitten

Neben übergeordneten Lösungen ermöglicht der FAdC auch ganz marktspezifische Adaptionen. Eine solche benötigte etwa der indische Eisenbahnmarkt, wo Frauscher seit 2013 mit einem eigenen Standort vertreten ist. Das Team vor Ort ist inzwischen auf rund 100 Mitarbeiter angewachsen – und kennt die Spezifika des Marktes bis ins Detail. Eines davon ist der Umgang mit so genannten Push Trolleys.

Bis heute ist der Gebrauch dieser manuell betriebenen Gleisfahrzeuge in Indien weit verbreitet. Hauptsächlich kommen sie bei der Inspektion von Infrastruktur, Gleiszustand oder Signaltechnikanlagen zum Einsatz. Die Herausforderung: Push Trolleys können an beliebigen Stellen ins Gleis gesetzt werden. Geschieht dies in einem Abschnitt, an dem die Gleisfreimeldung mittels Achszählern erfolgt, führt die Überfahrt des nächstgelegenen Radsensors zu einer Fehlzählung. Wenn Push Trolleys nur auf Strecken eingesetzt werden auf denen gerade keine Züge fahren, lässt sich dieses Szenario mit der CHC-Funktion beheben. Speziell auf langen Blockabschnitten – etwa zwischen zwei Bahnhöfen – kann es aber vorkommen, dass ein Trolley in einen besetzten Abschnitt gesetzt wird. Überfährt er einen zugehörigen Radsensor, kann er detektiert werden und eine Störung verursachen.

Gemeinsam mit ihren indischen Kollegen entwickelten die Experten von Frauscher eine Lösung in Form eines speziellen Algorithmus. Dieser basiert auf der Fähigkeit der Frauscher Radsensoren, den Raddurchmesser zu ermitteln. Da Push Trolleys mit kleineren Rädern ausgestattet sind, können sie erkannt und unterdrückt werden. Damit wurden die Anforderungen des indischen Bahnmarktes auch in dieser Hinsicht optimal erfüllt.   

Lokale Inputs – globale Lösungen

Dieses Beispiel verdeutlicht die Flexibilität des Systems FAdC. Neben dieser Entwicklung wurden bei der entsprechenden Adaption noch weitere Features umgesetzt. Sie basieren auf den Inputs aus anderen Bahnmärkten weltweit – und können über deren Grenzen hinweg eingesetzt werden:

  • STS und CHC können für Wartungszwecke deaktiviert werden 
  • Mittels CHC unterdrückte Bedämpfungen werden in den Diagnosedatenhervorgehoben 
  • Mittels STS durchgeführte Resets werden in den Diagnosedaten hervorgehoben 
  • Pro Freimeldeabschnitt können mittels STS nun vier anstatt zwei virtueller Gleisabschnitte konfiguriert werden. 

Zusätzlich wurde die Systemumgebung des FAdC, der über eine serielle Schnittstelle angeschlossen werden kann, laufend verbessert. Die Datenübertragung erfolgt über individuell implementierte, kundenspezifische Protokolle oder über das von Frauscher entwickelte Frauscher Safe Ethernet FSE-Protokoll. Eine eigene Toolumgebung vereinfacht Installation und Wartung zusätzlich. Damit ist der FAdC bereit für neue Herausforderungen. 

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